Leidenschaft, das hört sich als Begriff sehr negativ an. Wie etwas, das Leiden schafft und so war es im letzten Semester im Theater für mich wohl auch. Ich hatte die Ehre, das Stück zu schreiben und schuf Charaktere um eine Moral ans Publikum schicken zu können. Ich wollte, dass das Stück Menschen berührt und über sich selbst nachdenken lässt. Dafür musste ich meine Figuren sterben lassen. Das hat mir zunächst nichts ausgemacht, aber als ich dann von Probe zu Probe sah, mit wie viel Inbrunst die Schauspieler die Figuren zum Leben erweckten, ihre eigenen Nuancen einbrachten, sie zu ihren Figuren machten und diese dann schließlich auch mit Hingabe sterben ließen, wurde mir das Herz von Mal zu Mal schwerer.

Verzichten möchte ich trotzdem nie wieder auf die Erfahrung des Theaters, denn irgendwann hatte ich verstanden, dass das Stück funktioniert und ich mein Ziel erreicht hatte: Die Schauspieler hatte es schon berührt und nachdenken lassen. Darüber hinaus habe ich viele Menschen kennengelernt, die ich nicht mehr in meinem Leben missen möchte. Im Ensemble entwickelt man eine Gemeinschaft, die man so im Leben nur selten findet. Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, dass die Leidenschaft, Inbrunst, Hingabe für das Theater durch dieses Gefühl entsteht. Man sieht, wie die zunächst Fremden sich für das Stück engagieren und möchte selber noch etwas mehr dazugeben, über die eigenen Grenzen hinaus, schaukelt sich gegenseitig hoch um für den Moment des Auftritts alles geben zu können und dem Publikum zu zeigen, was man, was diese Gruppe geschaffen hat.

– Victor Venz, Texter, Techniker und Ensemblemitglied